Dienstag, 5. Mai 2009
Batik.1.Die Ebbe.
Das Meer hat sich auf dem Weg gemacht.
Die Ebbe enthüllt stille Existenz des Bodens und Hoffnung auf die Flut.Es wird Zeit zu fahren,Abschied nehmen von Schafen auf verschneitem Deich.Nichts mit Storms ´´von rotem Knospen übersäumten Lindenzweigen´´.Februar am Wattenmeer ist noch nicht so weit.
Als ihr von ´´verdammten Moorästen´´erzähltet,dachte ich,es müsse eine häßliche Gegend sein.Nun stehe ich hier,wo die Erde in Himmel verschwemmt und fühle mich zu Hause.
Ich lasse glasige Windsplitten in mich rein,bis der Atem fehlt.Wie berauscht steige ich ein.Erst die Kontrollämpchen ernüchtern mich,stechen in die Augen.Von hunderten Grautönen umgeben prahlen Bollwerk der deutschen Freiheit´´wurde zu Falle:Stau am Autobahnkreuz Werder.Im Radio tröstende Nachrichten:Stau´s gibt s auch bei Hannover,Braunschweig....kein Wunder,daß ihr so oft stehen mußt:Auto links-ein Mensch,hinten,vorne-je einer.Manche telefonieren,manche reden mit sich selbst.Ein Mädel in Audi rechts,die eben was zu sich murmelte,sitzt jetzt straff wie ein General auf gut verteidigtem Posten,ihre Augen vermeiden jenen Kontakt.
Kontaktloser Blick herrscht hier überall.Könnt ihr euch nicht mehr anschauen?Es scheint,als ob die Autos zu euren Tempel geworden wären.Tempel eurer Einsamkeit.
Das Schild ´´Berlin Mitte´´lockt an,ruft fast...diesmal muß ich widerstehen,obwohl das Herz seit Potsdam zur Seite springt.Für euch ist Berlin nur multi-kulti ´Mülleimer Deutschlands-das liebe ich gerade an dieser Stadt.Da habe ich mal gewohnt.
Die Landstraße Richtung Küstrin-Kietz mag ich besser als die Rennstrecke nach Frankfurt-Oder.Kleine Weiler erinnern,wo man eigentlich ist,die Bäume halten ihre Nachtwache im Halbschlaf.
Ihr ward so komisch erschrocken,als ich euch sagte,ich habe keine Ziele.Eure sachliche germanische Seelen schienen tiefstens erschüttert zu sein.Mein Ziel ist der Weg allein.SO fühle ich mich überall zu Hause.
Der Stau löst sich auf,bald kommt GRANICA,auf deutsch:die Grenze.Da heute keine Grenze mehr gibt´s?Und die grünen Anzüge auf jedem Kilometer machen hier Urlaub?
-Ihr Paß?Haben Sie so was?
Des deutschen Beamten Röntgenblick wird ungeduldig.Automat des Gesetzes,nur per Zufall in menschlichen Körpers Anzug eingefaßt,neigt sich tiefer.Zollners Hände,dieser Puff unserer Identität,schlucken meinen Paß,blättern durch,spucken aus...
Polnische Zollner laufen hin und zurück-eine Beute erwischt:auf Seitenspur flattert kleine Fiat voller Bierkisten.Schon wieder darf man nicht so viel trinken,wie man will?Der Kopf im Auto bewegt sich,nimmt seine imposante Rest mit und schon einhundert Kilo Diensteifer stehen vor mir.
-Paß bitte.(mein Paß geht wieder fremd).Etwas besonderes haben Sie im Koffer?
-Nein.
-Eeeeecht?Gar nichts?
Fragezeichen am seinem Gesicht hebt fast die Mütze,am Stirn malen sich die Zweifelbogen.-Gucken wir mal?
-Bitte schön.(hol dich der Teufel,habe ganze Nacht zu fahren)
-Nnnein.Fahren Sie.Ich vertraue Ihnen.
-???
-Beinahe hätten Sie Papiere vergessen.Passen Sie unterwegs gut auf,Danzig ist weit weg.
-Danke.Gute Nacht.
Und ich wollte ihn schon zum Teufel schicken...schäme dich Hannah.
Inzwischen zahle ich die Schlaglöcher ab Küstrin-ein sinnloser Aufwand.Man könne sagen,die Straße sei nur bis zur Grenze.Was dann?Willkommen in Überraschungsei.

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